Mental Load- Wenn die To-do-Liste nicht mehr aus dem Kopf verschwindet

Was ist denn eigentlich dieses ominöse Mental Load? Eine klare Definition gibt es nicht, aber die französische Cartoonistin Emma beschreibt Mental Load so: Mental Load sind die ganzen Arbeiten und To-dos, die rund um Familie und Haushalt anfallen. So z. B. die Versorgung und Betreuung der Kinder, Arzttermine, Backen für die Kindergartenfeste, Geschenke besorgen, Autoinspektion, Rasen mähen, Kleidung kaufen etc. Diese Aufgaben müssen nicht nur geplant werden und nehmen daher viel Platz im Kopf weg, sondern sind unbezahlt und werden meistens nicht angemessen honoriert. Meistens ist es eine Person in der Familie, die hier den Hut bzw. die Familienprojektleitung innehat. In den meisten Fällen ist es (noch) die Frau, die einen immensen Aufgabenberg zu bewältigen hat und zumindest mental nie Feierabend hat.

Dazu gerne eine kleine Geschichte zur Verdeutlichung, die ich vor ein paar Jahren in meinem Bekanntenkreis erlebt habe.

Meine Bekannte, nennen wir sie mal Sophie, hatte ein Kind bekommen und war am Ende mit ihren Kräften. Vor der Geburt war sie studierte Betriebswirtin mit jahrelanger Berufserfahrung in der Industrie und viel Projektverantwortung gewesen. Wir lernten uns im Rückbildungskurs ungefähr 8 Wochen nach Geburt unserer Kinder kennen. Als wir und unsere Babys uns angefreundet hatten, trafen wir uns regelmäßig zu einem Tee in einem Café in der Nähe der Hebammenpraxis. Später lernte ich auch ihren Mann und ihren dreijährigen Sohn kennen.
Zuerst konnte ich nicht verstehen, dass sie keine Kraft mehr hatte und ständig unter Stress stand. Als sie mir aber gestand, dass sie mittlerweile fast alle größeren Aufgaben im Haushalt und rund um die Familie erledigte, weil sie „ja eh zu Hause war und Zeit hatte“, wurde mir einiges klar. Sie hatte eine ewige To-do-Liste im Kopf und musste noch nebenbei ein Baby und Kleinkind betreuen. Es war keine böse Absicht ihres Mannes gewesen, ihr diese Aufgaben zu überantworten. Aber es hatte sich so eingespielt, dass das Familienleben nur funktionierte, wenn sie an alles dachte und so immer unter Stress stand. Sie wusste es damals nicht, aber sie litt unter massiven Mental Load, wie so viele Frauen neben ihr.

Aber was kannst du gegen den Mental Load in deinem Kopf tun? Hier kommen nun einige Tipps und ein Ablaufplan, der sich meinen KundInnen bewährt hat.


Der
erste Schritt in Richtung weniger Mental Load ist, sich bewusst zu machen, wer in der Familie, welche dieser Aufgaben macht und dann wie oft und mit welchem Zeitaufwand. Danach kannst du bewerten, welche dieser Aufgabe wirklich wichtig für deine Business- und Familienziele sind. Visualisiere die Aufgaben in einer Mindmap, egal ob klassisch auf Papier oder digital, und schreibe neben den Aufgaben, wer sie macht, wie oft sie sich wiederholen und wie lange die Erledigung dauert. Danach hast du eine Mental Load-Landkarte, mit der zu weiterarbeiten kannst.

Mental Load Landkarte

Im zweiten Schritt nimmst du den Rotstift und streichst alle unwichtigen Aufgaben der Mental Load- Landkarte weg oder änderst sie.

Frage dich:

  • Welche Aufgaben machst du nur, weil du denkst, dass man sie machen sollte?

  • Wo willst du weniger perfekt sein? Wo reichen 20 % des Aufwandes, um 80 % des Ergebnisses zu erreichen (Pareto)?
  • Wo kannst du Aufgaben delegieren? Kann dein Partner vielleicht Aufgaben übernehmen, die ihm eher liegen? Kannst du Aufgaben auslagern, z. B. im Haushalt?
  • Gibt es eine Automatisierung oder technische Unterstützung, die dir helfen könnte? Z. B. eine App, die dich an bestimmte Dinge erinnert oder ein Hilfsgegenstand, der z.B. Haushaltsdinge schneller erledigen lässt? Hier findest du einen Gastartikel von mir, in dem ich einige Tools nenne.
  • Wo kannst du Aufgaben bewusst nach hinten schieben, weil sie gerade nicht ins (Zeit-)Budget passen? Was kommt auf die Ideenliste?
  • Welche Aufgabe kannst du gut? Wo ist ein Familienmitglied talentierter und macht diese Aufgabe gerne?

Im dritten Schritt besprichst du dann mit deinem Partner oder Familie die Mental Load-Landkarte. Du fragst ihn/sie, ob er/sie nicht mehr übernehmen kann oder ob Aufgaben sogar nicht erledigt werden müssen, weil sie nicht wichtig sind. Eventuell kann dein Partner eine Aufgabe besser erledigen und dafür übernimmst du eine andere Aufgabe, die dir besser liegt. Wichtig ist, dass du dieses Gespräch ohne Vorwürfe beginnst und sachlich über die gerechte Verteilung des Mental Load sprichst. Es ist aber oft erstaunlich, wie gut diese Landkarte hilft, um ein Ungleichgewicht in der Verteilung der Aufgaben zu erkennen und zu ändern.

Der vierte Schritt ist dann die Umsetzung der Aufgaben bzw. des neuen Plans. Vielleicht wird es am Anfang etwas ruckeln bis jeder seine Aufgaben macht. Wichtig ist hier, dass hier keine Vorwürfe gemacht werden, wenn die Aufgabe nicht sofort oder nicht perfekt erledigt wird. Sei dir bewusst, dass die Verringerung des Mental Loads auch bedeutet, dass die andere Person, sie anders und vielleicht nicht entsprechend deinen Vorstellungen erledigt. Rutsche nicht in die Perfektionismusfalle und drücke auch einmal ein Auge zu.
r die Visualisierung eurer Mental Load und die Verteilung eurer Aufgaben könnt ihr ein Whiteboard, ein weißes Plakat, ein Magnetboard oder eine digitale Variante benutzen. Sehr weit verbreitet ist die Nutzung von Kanbanboards, die auch Engpässe anzeigen. Als Onlinetool sind dort z. B. Trello * oder Meistertask bekannt, die in der Basisversion kostenlos sind. Hier kannst du auch als Familienteam eure Aufgaben benennen, terminieren, verschieben und (hoffentlich auch) abhaken.
Das Wichtigste ist, dass das Tool eurer Wahl euch gefällt und auch gerne und regelmäßig genutzt wird. Im idealen Fall ist es nicht nur schön, sondern kostengünstig!

Im fünften Schritt etablierst du eine Art Mental Load Review. D.h. du triffst dich regelmäßig mit allen Familienmitgliedern, die schon regelmäßige Aufgaben übernehmen. Ihr schaut auf eure Mental Load Landkarte wie auch eure Aufgabenliste und verteilt die Aufgaben. Neue Aufgaben und Ideen werden aufgeschrieben und besprochen:

  • Ist die Aufgabe wirklich wichtig?
  • Wann ist diese Aufgabe fällig und was braucht es an Vorbereitungen dafür?
  • Wer kann und will diese Aufgabe übernehmen?
  • Gibt es Hindernisse und offene Fragen, die vorher beantwortet werden müssen?

Diese Fragen könnt ihr natürlich auch zu den bereits bestehenden Aufgaben stellen und so eure Liste kurz halten. Diese Mental Load- Reviews sollten regelmäßig stattfinden. Je nach Aufgabenlast kann das täglich, wöchentlich oder monatlich sein.

Ich hoffe, dass die dieser Artikel zu Mental Load weitergeholfen hat und du deine To-do-Liste deutlich entschlacken kannst.

Wenn du dein Zeitmanagement endlich in den Griff bekommen und weniger aufschieben möchtest, dann lade dir doch hier das kostenlose Workbook mit tollen Aufgaben herunter.

Viele Grüße und einen entspannten Tag

Katrin

* Affiliatelink

Katrin Wczasek

Katrin Wczasek

Expertin für gelassenes und erfolgreiches Arbeiten für Selbstständige mit Kind

Als ehemalige Projektmanagerin und mittlerweile Selbstständige mit 2 Kindern kenne ich mich sehr gut mit der flexiblen Planung und der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie aus. Mein Motto, aus dem dann das BUBBLE-Prinzip entstanden ist, lautet: Auch du kannst erfolgreich und gelassen im Business mit Kind sein.

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