Aus eigener Erfahrung und aus den Coachings mit meinen KundInnen weiß ich, dass die Vereinbarkeit der Selbstständigkeit oder Karriere mit der Familie gut gelingen kann, aber auch sehr anstrengend sein kann.
 Zuerst steht da der Traum unabhängig zu arbeiten, sich weiterzuentwickeln, sein eigener Chef zu sein und trotzdem Zeit für seine Familie zu haben. Man arbeitet, wenn das Kind betreut wird oder wenn es abends schläft. Alles ganz einfach, entspannt und gelassen.

Und dann kommt der Realitätscheck, wenn das Kind da ist oder das Business gestartet wurde: Die wenigsten Mütter und Väter sind direkt nach der Geburt fit genug, um wieder im Hörsaal oder am Schreibtisch zu sitzen. Der extreme Schlafmangel macht frisch gebackene Eltern leider nicht zu effektiven und gut durch geplanten Selbstständigen. Stillen und die Hormonumstellung können z.B. Mütter zur Verzweiflung und in die Vergesslichkeit treiben. Und wie soll man in den rar gesäten ruhigen Momenten arbeiten, wenn man doch selber so müde und ausgepowert ist? Natürlich kann es auch sein, dass das Kind ist in den ersten Monaten total pflegeleicht ist und 18 Stunden am Tag schläft. Perfekt, oder? Doch dann fängt es plötzlich mit dem Fremdeln an oder es treibt einen mit wilden Krabbelaktionen in den Wahnsinn.
Das sind übrigens alles Geschichten, die ich selber erlebt habe oder bei KundInnen miterleben durfte!



 

Aber spätestens, wenn du diese Probleme und Auswirkungen in den Griff bekommst, zum Beispiel weil du routinierter geworden bist, merkst du, dass du trotzdem ein Vereinbarkeitsproblem hast. Denn woher bekommst du genügend Zeit für das Arbeiten, wenn das Kind krank ist oder die Betreuung ausfällt? Irgendwann reichen die ergaunerten 30 Minuten während des Mittagsschlafes nicht mehr aus. Spätestens in Hochzeiten deiner Selbstständigkeit musst du auch mal länger am Stück arbeiten können. Wie kannst du weiterhin Studium und Kind miteinander vereinbaren? 
In diesem Artikel findest du fünf Tipps, damit du deine Selbstständigkeit mit deiner Familie vereinbaren kannst.


 

Tipp Nr. 1:

Inhalt

Suche dir deine freien Stunden und nutze sie effektiv für das Arbeiten und für Pausen. Bevor du deine Selbstständigkeit und deine Tage planen kannst, musst du wissen, wie viel Zeit du überhaupt zur Verfügung hast. Das hört sich einfacher an, als es ist, vor allem wenn du ein oder mehrere Kinder zu Hause hast. Denn natürlich sind das Verhalten und die Ansprüche deiner Kinder unberechenbar! Eltern wissen, wie es ist, wenn das Kind vom glücklich sabbernden Baby zum schreienden Kleinkind in der Autonomiephase wird und du keine freie Minute mehr hast.
 Schaue dir trotzdem an, wann dein Kind normalerweise schläft, oder wann du es betreuen lassen kannst. Versuche deine Arbeitszeiten fest einzuplanen und zwischen 80 und 100 % Puffer einzurechnen. Und vergiss deine Pausen und Erholungszeiten nicht. Sei aber nicht frustriert, falls du sehr flexibel deinen Zeitplan anpassen musst oder du deine Planung nicht einhalten kannst.

 

Tipp Nr. 2:

Sichere dir die Unterstützung in der Familie. Wenn du einen Partner hast, dann hole ihn oder sie unbedingt mit an Bord. Je nach Auslastung kann er oder sie das Kind beschäftigen oder im Kinderwagen herumfahren. Auch Wickeln, Füttern und Schlafen legen kann eine Entlastung sein.
Wenn du alleinerziehend bist, kannst du vielleicht Hilfe aus deiner Familie, zum Beispiel von deinen Eltern, deinem Freundeskreis oder vom Kindsvater organisieren? All dies hilft und entlastet dich.
Wichtig ist, dass du nicht alles alleine schaffen musst und solltest. Denn „es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“!



Außerdem ist es immer vorteilhaft, wenn deine Familie deine Pläne als Selbstständige(r) unterstützt. Deine Selbstständigkeit sollte nicht die niedrigste Priorität im Familienalltag bekommen. Natürlich ist es in Ordnung, wenn du in Krankheitszeiten oder wenn das Kind noch sehr klein ist, in deiner Selbstständigkeit kürzertrittst. Denn es gilt: Dein Leben, deine Prioritäten. Aber wenn du erfolgreich dein Business werden willst, musst du der Selbstständigkeit irgendwann wieder eine höhere Priorität einräumen. Dann und nur dann wird dein Business in der Familie ernst genommen und auch unterstützt!

 

Tipp Nr. 3:

Suche dir anderweitig Hilfe (Betreuung, finanzielle Hilfe, etc.)
. Wenn du kein Problem mit der Fremdbetreuung deiner Kinder hast, solltest du eine passende Betreuung suchen. Schon vier Stunden am Vormittag bei einer netten tagesmutter bringen dir effktiv mindestens 3 Stunden zum konzentreirten Arbeiten! Falls du unsicher bist, wie du in diesen Stunden wirklich produktiv arbeiten kannst, dann probiere unbedingt die Pomodoro-Technik aus.

Suche dir außerdem Hilfe „von außen“, wenn du in der Familie nicht genügend Unterstützung bekommst. Suche dir eine Krippe, Tagesmutter oder Vergleichbares. Und zudem hast du noch die Möglichkeit, dir Hilfe ins Haus zu holen für eine 1:1-Betreuung. Die Hilfe von WELLCOME steht wirklich jedem offen und ist bezahlbar. Du kannst auch eine geringere Gebühr erwirken, falls du nicht genug verdienst. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und ohne die Babysittingstunden durch unsere liebe Wellcome-Oma, hätte ich damals meine Masterarbeit nicht so schnell schreiben können.



Oder wie wäre ein Babysitter aus der Nachbarschaft oder eine Kinderfrau, wenn das Budget größer ist? Drei oder vier Stunden freie Zeit können wie gesagt für den Anfang schon Wunder bewirken! So kommst du auch wieder in einen Arbeitsrhythmus rein, was wichtig für deine Selbstständigkeit!



Vielleicht kennst du ja auch einen Co-Working-Space in deiner Stadt, in dem du dein Kind mitnehmen kannst und es vielleicht sogar betreut wird. Einer der Pioniere ist z.B. das Rockzipfel in Leipzig, in dem die Kinder von Freiwilligen und Fachpersonal betreut werden. Anedere Besipiele sind das CoWorking Toddler in Berlin und das CoWork Kid in Hannover.

 

Tipp Nr. 4:

Lege deinen Perfektionismus ab
!
Natürlich willst du erfolgreich als Selbststädnige(r) und Mutter oder Vater sein. Am liebsten möchtest du alles 100-prozentig erledigen und nur die besten Ergebnisse erreichen. Aber ganz ehrlich: Das kann niemand schaffen. Nun ja, zumindest nicht, ohne in Richtung eines Burnout zu „segeln“. Hier mein Rat: Lege deinen Perfektionismus ab und gestehe dir auch mal zu, dass du nicht alles schaffen kannst. Man kann leider in der Selbstständigkeit mit Kind nicht auch noch unendlich viele Hobbys haben und mehrere Fernreisen machen und dabei noch einen Vorzeigehaushalt haben.

Wieso musst du denn alles auf einmal schaffen? Vielleicht kannst du ein paar deiner Hobbys auf Eis legen oder kurz pausieren? Und: Erwarte keine großen Einnahmen oder Fortschritte bezüglich deines Business in der ersten Zeit mit deinem Baby. Mache das was nötig und möglich ist und erledge den Rest später.

Und vor allem: Erwarte nicht den perfekten Haushalt, ein perfektes Aussehen oder die Idealfigur. Das ist gerade total unwichtig und all das kannst du später auch noch angehen.

Und: Delegiere, wo du kannst. Vielleicht kann dein Mann oder deine Frau die Wäsche und den Haushalt übernehmen? Kannst du dir vielleicht sogar eine Haushaltshilfe oder eine Reinigungskraft leisten?
Und noch ein Tipp: Nutze das Pareto-Prinzip und erreiche mit 20 % des Aufwandes 80 % der Ergebnisse.


 

Tipp Nr. 5:

Baue dir ein Netzwerk auf oder trete einem Netzwerk bei

Wenn du dir ein Netzwerk aus befreundeten Eltern aufbaust, kannst du in deiner Selbstständigkeit mit Kind viel flexibler werden. Wenn du zum Beispiel einen wichtigen Termin hast, kannst du wie einer Kundin, das Baby bei einer Freundin im Nebenraum lassen. Oder wenn die Kinder im Notfall von der Kita oder Tagesmutter abgeholt werden müssen, könnte das dann auch jemand aus deinem Netzwerk übernehmen.



Ich kenne auch das Beispiel von drei Müttern, die ihre Kinder im Kleinkindalter gegenseitig aufpassen. So kannst du zum Beispiel an zwei Tagen in der Woche etwas für dein Business tun und musst nur im Gegenzug an einem Tag in der Woche auf mehrere Kinder aufpassen. Das ist nicht nur kostenlos, sondern auch eine perfekte 1 : 3 Betreuung!

 Das Internet bietet dir allgemein tolle Möglichkeiten an, dich zu vernetzen und zu informieren. Ein Beispiel sind die Apps Barrio und SitEinander.

Es gibt weiterhin verschiedene Blogs und Gruppen für selbstständige Mütter und Väter. Vielleicht findest du ja Eltern in der Nähe, die gegenseitig die Kinder babysitten möchten, oder die einfach nur Interesse am Austausch zu allen Themen rund um die Selbstständigkeit mit Kind haben.



Das Thema Wellcome hatte ich ja schon oben angesprochen. Eine Alternative sind die sogenannten Wunschgroßeltern. Das sind ältere Menschen, oft schon im Ruhestand, die gerne Bestandteil einer Familie werden oder sich gerne mit Kindern umgeben wollen. Teilweise sind sie kinderlos oder sehen ihre eigenen Enkel aufgrund der Distanz selten. Hier ist es eine Möglichkeit, eine Annonce in der Zeitung aufzugeben und zum Beispiel eine Wunschoma auf 400 Euro-Basis ähnlich einem Babysitter zu suchen. Aber auch viele karitative Einrichtungen vermitteln Wunschgroßeltern, zum Beispiel das Diakonische Werk Hannover. Einfach nach „Wunschoma+ Wohnort“ googeln.


 

Fazit

Du kannst deine Selbstständigkeit mit deiner Familie vereinbaren, indem du

  • Deine freien Stunden nutzt und realistisch planst (Puffer!)

  • Dir die Unterstützung deiner Familie sicherst

  • Dir Hilfe holst und evtl. deine Kinder betreuen lässt
  • Deinen Perfektionismus ablegst

  • Dir ein Netzwerk aufbaust und nutzt.

 

 

Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg bei deiner Selbstständigkeit mit Familie. Wenn du dich mit anderen selbstständigen Eltern austauschen willst, kannst du das in meiner FB-Gruppe tun.

Katrin Wczasek ist Expertin für flexibles Zeitmanagement, Planung und Vereinbarkeit.Während ihres Studiums an der Fernuni Hagen und nach der Geburt ihrer beiden Kinder wurde ihr bewusst, dass ihre Planung und ihr Zeit-management deutlich flexibler werden müssen. Aufgrund dieser Erfahrungen und vieler Gespräche mit Mütter und Vätern entwickelte sie das BUBBLE-Prinzip. Das BUBBLE-Prinzip bietet nicht nur Strategien und Tools rund um das flexible Zeitmanagement und Planung für Eltern, sondern auch Techniken und Impulse rund um Achtsamkeit, Entspannung, Netzwerk, Prioritäten, Pausen und Mindset.

Mehr zu ihr und dem BUBBLE-Prinzip gibt es hier:

www.facebook/bubbleprinzip

https://www.youtube.com/channel/UCbDdk5QNdD9QeRR-rID6iIA